Kultur ist der Kitt der Gesellschaft

Diskussionsrunde anlässlich Midissage der Ausstellung „Kreative Köpfe“ mit OB Rentschler beim Kunstsalon auf Schloss Fachsenfeld.

Diskutierten über den Stellenwert von Kunst und Kultur in Pandemiezeiten (v.l.): Gerburg Maria Müller, OB Thilo Rentschler, Eckard Scheiderer, Dr. Joachim Bläse, Markus Frei und Ernst Mantel. (© Ingrid Hertfelder)

Eine illustre Talkrunde leitete Redakteur und Künstler Eckard Scheiderer eingebettet in die Ausstellung von Fotografin Ingrid Hertfelder beim Kunstsalon auf Schloss Fachsenfeld. Diskutiert haben neben OB Thilo Rentschler und Landrat Dr. Joachim Bläse der KSK-Vorstandschef Markus Frei sowie die beiden Künstler Gerburg Maria Müller und Ernst Mantel. Tenor dabei: Kultur gehört zum gesellschaftlichen Leben. Sie ist der Kitt, der eine Gesellschaft zusammenhält – und sie wird dringend benötigt, gerade in Pandemiezeiten.

„Wir brauchen die gesellschaftliche Debatte über den Wert und die Notwendigkeit von Kunst und Kultur. Mündig und eigenverantwortlich muss Kunstschaffenden durch den Besuch einer Ausstellung, eines Konzerts oder sonstigen Veranstaltung unter Einhaltung der Abstand- und Hygienebestimmungen die Chance gegeben werden, auch in Pandemiezeiten an Bord zu bleiben“, sagte OB Thilo Rentschler. Die tolle Kulturimmobilie ist finanziert und „ein Geschenk des Himmels“, betonte er.

Dr. Joachim Bläse sagte, er wolle ein regionales Kulturmanagement neben den kommunalen Zuständigkeiten für die Kulturförderung etablieren. „Ich werde an die Kommunen etwas zurückgeben und ihnen Luft zum Atmen lassen in Pandemiezeiten“, erklärte der Landrat. Für Markus Frei ist wichtig, dass es keinen psychologisch bedingten Lockdown gibt und das Vertrauen in die Hygienekonzepte bestehen bleibe. Deshalb unterstützt die Kreissparkasse Ostalb weiterhin kulturelles Engagement.

Kunst kommt aus der Gesellschaft und ist für die Gesellschaft. Kunst braucht das Bürgertum. „Und Kunst ist ein Live-Erlebnis. 1,7 Millionen Menschen sind in dieser Sparte in Deutschland beschäftigt, 114 Millionen Deutsche besuchen pro Jahr Museen, 31 Millionen Theater“, resümierte Gerburg Maria Müller. „Es wird für viele Solo-Künstler kritisch“, stellte Ernst Mantel fest. „Was ist Kultur wert?“, fragte Moderator Eckard Scheiderer. „Kultur hat aus Aalen eine andere Stadt gemacht. Daraus ist jetzt der Kulturbahnhof entstanden“, attestierte Müller. „Kulturelles Leben und Vielfalt ist ein Standortfaktor“, sagte Frei. „Zeit- und Gesellschaftskritisches braucht Unabhängigkeit“, sagte der Landrat.

Gesprochen wurde über neue Formate und hybride Veranstaltungen – teils live im kleinen Rahmen, wie beim Kunstsalon mit 40 Zuhörern, teils digital. „Ich frage jeden Tag, was geht. Formate wie die Musik vom Rathausdach wollen wir beibehalten. Mein Wunsch ist, ab 2022 eine Jugendkunstschule in Aalen zu etablieren. Damit erhält die Kulturszene einen neuen Input“, sagte OB Rentschler. „Die Sehnsucht nach Begegnungen dürfen wir trotz Pandemie nicht vernachlässigen“, betonte Frei.

Im Anschluss an die Diskussion konnten die Fotografien von Ingrid Hertfelder in Augenschein genommen werden. Kurator Hermann Schludi wies auf das Konzept des Kunstsalons hin. Die Fotografin signierte auch den Bildband zur Ausstellung.

© Stadt Aalen, 23.10.2020